Mehr denn je ist die Zuversicht nicht meine Heimat. Ich verzweifle an der Wirklichkeit, der ich zu entfliehen versuche. All das ist in meinem Kopf, es nistet sich ein. Gedanken kreisen umher, ohne je einen Endpunkt zu finden. Lost in universe. Es gibt keine Wirklichkeit
Das Meer nimmt all unsere Gedanken auf. All unsere Sorgen können wir dem Meer anvertrauen. Irgendwo, an irgendeinem Strand, steht ein Mensch, der diese Gedanken aufnimmt.
Dann, nach einer Weile, kommen sie zu dir zurück und du weißt, das du nicht alleine bist auf dieser Welt
Am frühen Morgen, die Sonne ist soeben am Horizont erschienen, da liegt ein dichter Nebel auf dem Feld. Zart berührt er das Gras. Es ist, als ob eine weiße weiche Daunendecke darüber liegt. Es ist still. Alles erscheint wie am ersten Tag der Welt. Dann sehe ich zwei Rehe im Nebel stehen. Ihre Beine vom Nebel verschluckt, stehen sie sich gegenüber. Sie schauen sich an, ihre Köpfe ganz nah zueinander gewandt. Nur einen kleinen Moment schauen sie zu mir herüber, dann wenden sie sich wieder einander zu.
Er rattert und knattert auf den Schienen, der Zug zieht seine Schneisen durch die Dunkelheit, taucht in mir fremden Städten auf, entleert sich an irgendwelchen trostlosen und dreckigen Bahnhöfen wie ein Organismus um gleich wieder eine unzählige Schar an Menschen in seinen stählernen Bauch aufzunehmen, sie taumeln wie Betrunkene durch die Gänge, suchen mit wirren Blicken ihre Plätze, wuchten tonnenschwere Koffer in das Gepäckregal, als ob sie auf der Flucht wären. Sie nehmen Platz in den noch warmen Sitzen, breiten sich aus, als ob sie Tage hier verbringen wollten. Zeitungen werden hervorgeholt, sind sie erst gelesen, bleiben sie vor dem Aussteigen einfach liegen. Die nächsten Zuggäste trampeln darüber hinweg, schimpfen, um ebenfalls den ganzen Müll, den sie im Zug produzieren, gleichfalls liegen zu lassen.
So leben alle für eine kurze Zeit in einer Welt, in der sich niemand wohlfühlen kann, ist sie doch wie Meteorit auf der Flucht vor sich selbst.
Auf den namenlosen Bahnhöfen, den der Zug links und rechts von sich liegen lässt, erkennt man nichts, höchstens ein Bündel Kleider das auf einer Bank liegt. Alkohol lässt die Konturen von Menschen verschwinden.
Je näher die Provinz kommt, umso weniger Menschen sind in den Abteilen. Bis man ganz alleine ist und das Gefühl aufkommt, der Zug würde nun direkt in die Hölle fahren, Nichts bleibt von einer Orientierung, die einem täglich hilft durch das Leben zu kommen. Nur die Hoffnung, dass da ganz vorne im Zug noch ein Mensch die Kontrolle über diesen schienenglühenden Lindwurm hat.
So hoffe ich, dass mich der Lindwurm an meinem Bahnhof noch ausspuckt, bevor er weiter in die Verdammnis fährt. Vom Bahnhof werde ich müdetaumelend mein Auto suchen. Die Welt hat mich wieder.